Montag, 9. März 2015

The Magnificent Seven: Brompton Cemetery

In London gibt es sieben Friedhöfe, die zwischen den Jahren 1832 und 1841 angelegt wurde und aufgrund ihrer Größe an Fläche und Grabmonumenten unter dem - inoffiziellen - Namen "The Magnificent Seven" zusammengefasst werden. Folgende Friedhöfe gehören dazu: Im Norden Highgate und Abney Park, im Westen Kensal Green und Brompton, im Süden West Norwood und Nunhead und im alten East End Tower Hamlets. 



Aufmerksam geworden bin ich auf diese Sehenswürdigkeiten abseits der typischen Touristenmagneten wie Tower, Tower Bridge, Westminster Palace und Buckingham Palace durch Zufall auf dem Weg zu einem Chelsea-Spiel im letzten August. Chelseas Stadion Stamford Bridge und der Brompton Cemetery sind nur durch Bahngleise getrennt.


Der Bromton Cemetery ist ein 16 Hektar großes Areal mit über 35.000 Gräbern und insgesamt über 205.000 Bestattungen. Bestattungen wurden dort von 1840 bis 1952 und erneut seit 1996 durchgeführt. Das Gelände untersteht der Krone und wird von den Royal Parks in Vertretung der Krone verwaltet.



Für manche mag es vielleicht etwas morbide oder abstoßend sein, doch verbringt man eine Weile auf dem Friedhof fängt man doch schon etwas an, die vielen unterschiedlichen Steine sich näher anzusehen, sofern sie nicht zugewuchert sind.




Wie auf den Bildern zu erkennen ist, sollte man an diese Gräber nicht unsere Maßstäbe von Grabpflege ansetzen. Oftmals dürfte manch ein Angehöriger gar nicht mehr wissen, dass dort noch Vorfahren beerdigt sind.




Rechts und links des Hauptweges, der von der Kapelle zum nördlichen Hauptausgang an der Old Brompton Road führt erstrecken sich Kolonnadengänge, die auch die Katakomben beherbergen. Diese waren für die "billigere" Art der Bestattung gedacht. Einen kleinen Eindruck davon gibt es bei Wikipedia.




Heute laden die Kolonnaden zum Verweilen ein. Sie bieten einen schönen Perspektivwechsel und manch einer sitzt dort auch zum Picknick.



Wundersam ist es übrigens nicht, dass eine Bestattung in den Katakomben weitaus günstiger war als "in freier Wildbahn." Denn die zahlreichen Grabmonumente werden schon ihr Geld gekostet haben. Es dominieren Engelsfiguren. Neben der für uns gängigen Kreuzform ist auch häufig das sogenannte Keltenkreuz zu sehen.




Ebenfalls nicht selten zwischen Engeln und Keltenkreuzen sind nautische Monumente.




Von Norden aus läuft man geradewegs auf die 1839 erbaute Kapelle zu. Sie bildet den Abschluss der zentralen Hauptachse, die sich dahinter in kleinere Wege verläuft.




Viele Grabeinfassungen und Monumente sind über die Jahre krumm und schief geworden. Doch die Parkverwaltung scheint nach dem Motto zu verfahren: Was nicht unmittelbar einsturzbedroht ist, bleibt ungesichert. Das macht schon einen gewissen Charme aus.





Wohl eine Muse wacht über das Grab des englischen Schauspielers und Theatermanagers Augustus Frederick Glossop Harris (1825-1873).






Eingestreut zwischen den bescheidenen und unbescheidenen Grabdenkmälern sind kleine Mausoleen. Manche sind eher schlicht gehalten, wie das auf dem Bild oben. Die Schlichtheit wird jedoch gekrönt von einer Personifizierung der Hoffnung.



Weniger schlicht ist dieses eingezäunte Mausoleum in Kirchengestalt mit gotischen Anleihen.




Deutlich älter sind die Anleihen, die das Mausoleum auf diesem Bild hat: Ein Einschlag der dorischen Säulenordnung lässt sich kaum leugnen.



Nicht ganz günstig dürfte auch dieses Mausoleum gewesen sein, das schon einer kleinen Kirche gleicht.




Neben den wunderbaren Monumenten findet man jedoch auch wieder überwucherte Gräber, die doch auch einen gewissen Charme versprühen.






Etwas baufällig scheint dieses Monument zu sein. Es ist das Grabmal des Musikers und Dirigenten Alfred Mellon (1820-1867).



Die eine oder andere berühmte Persönlichkeit ist auf dem Brompton Cemetery beerdigt. Darunter der österreichische Operettensänger Richard Tauber.




Diese abgebrochene Säule markiert das Grab des englischen Schauspielers und Dramatikers Henry Pettitt (1848-1893). Diese Säule fällt schon ein wenig heraus. Vergleichbares findet sich sonst nur in der Form von Obelisken, die auch auf dem einen oder anderen Bild zu sehen sind. Ebenfalls augenfällig ist das orthodoxe Kreuz links vom Keltenkreuz auf der linken Seite des Grabmals. Es ist selten, aber dann doch einige Male zu sehen gewesen.



Dies ist das Grab von Chelseas Gründer Augustus "Gus" Mears (1873-1912).



Im abgetrennten Teil für Soldaten (auf der Westseite des Friedhofes, nahe der Bahnanlage) steht dieses Monument.




Den Chelsea Pensioners ist dieses Denkmal aus der Victorianischen Ära gewidmet. Am Sockel liegen die typischen Mohnblüten. Die Chelsea Pensioners sind Bewohner des nahe gelegenen Royal Chelsea Hospital, wo Veteranen ihren Lebensabend verbringen können. In den ersten knapp 50 Jahren der Vereinsgeschichte war die Abbildung eines typischen Chelsea Pensioners im Wappen des Chelsea Football Clubs.



Das waren einige Eindrücke vom Brompton Cemetery. Bilder habe ich viel mehr gemacht und man hätte noch mehr fotografieren können. Dieser Friedhof verdient gewiss viele Stunden, um richtig in seiner ganzen Pracht erkundet zu werden. Ich kann nur jedem, der mal in London ist, empfehlen die ausgetretenen Pfade zu verlassen und sich diesen Friedhof anzusehen. Für mich stehen jedoch erst einmal andere Vertreter der Magnificent Seven auf dem Programm.

Wie kommt man zum Friedhof?
Mit Bus: 14, 74, 190, 211, 328, 414, 430, C1, C3
Mit Bahn: West Brompton Station (District Line & London Overground) bzw. Earls Court Station (District and Picadilly Lines)
Mit Rad: Rund um den Friedhof sind auch einige Docking Stations des Santander Cycle Hire Scheme.