Sonntag, 16. November 2014

Was ist das für ein rotes Teil an Deinem Anzug?

In Flanders fields the poppies blow
Between the crosses, row on row,
- John McCrae, 1915

Der Ursprung der remembrance poppies
Dies ist der Beginn eines Gedichts des kanadischen Mediziners John McCrae, der im 1. Weltkrieg diente und 1918 in Frankreich an einer Lungenentzündung starb. Gleichzeitig taugt es auch als eine Antwort auf die Frage, die mir in letzter Zeit einige Male gestellt wurde: Was ist das da für eine rote Blume an Deinem Anzug?
Wie passt das zusammen? Das Gedicht schrieb McCrae anlässlich des Todes eines Kameraden in der zweiten Ypern-Schlacht. Wohl im Mai 1915 verfasst wurde das Gedicht im Dezember 1915 im Londoner Magazin "Punch" veröffentlicht. Schnell avancierte die Mohnblume, englisch poppy, zu einem Symbol der Kriegstoten des Commonwealth. Noch zu Lebzeiten bekam McCrae im Feld Briefe aufgrund seines Gedichts, in Kanada fand es Eingang in die Propaganda. 1918 begann die US-amerikanische Professoin Moina Michael eine künstliches Mohnblume in Gedenken an die Kriegstoten des 1. Weltkrieges zu tragen. Um Mittel für die Veteranen aufzutreiben, bekam sie die Idee, künstliche Mohnblumen, remembrance poppies, gegen Geld verteilen.
Rasend schnell verbreitete sich dieses Symbol in den Commonwealth-Staaten. In den USA jedoch verlor die Mohnblume schnell an Bedeutung. So ist heutzutage die remembrance poppy vor allem im Vereinigten Königreich und den Staaten des Commonwealth of Nations verbreitet, während in den USA sie mittlerweile vollkommen unbeachtet ist.

Der Kenotaph in Whitehall,
London. By Godot13 (Own work)
[CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Vom Armistice Day zum Remembrance Day - Commonwealth-Gedenkkultur im Zeitraffer

Heute das Tragen der remembrance poppies rund um den Remembrance Day üblich. Der Remembrance Day - bis zum 2. Weltkrieg als Armistice Day bekannt -, wird im Vereinigten Königreich bereits seit 1919 am 11. November begangen. 1919 war es König Georg V., der den Gedenktag ausrief. Es war der 1. Jahrestag des Waffenstillstandes zwischen dem Deutschen Reich und den Entente-Staaten.
Schnell wurde die künstliche Mohnblume mit dem Gedenktag verbunden. So trug man sie in den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg die Mohnblume stets am Armistice Day. Im 2. Weltkrieg verschob man das Totengedenken, welches bis dahin stets am 11. November mit einer Schweigeminute begangen wurde, auf den jeweils nächstliegenden Sonntag, um die Kriegsproduktion nicht zu stören. Bis heute werden beide Tage begangen: der Remembrance Sunday und der Armistice Day, der nach dem 2. Weltkrieg nun auch als Remembrance Day bekannt ist, um auch der Toten anderer Kriege als des 1. Weltkrieges zu gedenken. Damit war der hervorgehobene Bezug zum Waffenstillstand vom 11. November 1918 nicht mehr angemessen. Der Gedenksonntag wird jährlich bis heute mit einer großen Zeremonie am Kenotaph in Whitehall, London begangen.
Schon lange sammelt die British Legion die Spenden und verteilt dafür im Oktober die künstlichen Mohnblumen. In den Wochen vor dem Gedenktag sieht man Politiker, Stars und auch Sportler mit remembrance poppies. Einige britische Fußballvereine lassen sie sogar in Trikots einsticken, die bei Spielen rund um den Gedenktag getragen und dann zugunsten von Veteranen oder Familien von Gefallenen versteigert werden. Es gibt aber auch Kritik daran. Dies liegt häufig in Religionskonflikten innerhalb des Vereinigten Königreichs begründet.

Mohn - Ein Begleiter von Kriegen

Eigentlich eine interessante Art des Gedenkens, die für die Kriegstoten zelebriert wird - nach außen hin sichtbar und verbunden mit einem Beitrag für Veteranen und Gefallen und deren Familien. Bezeichnend, dass dies noch mit einer Pflanze verbunden ist, die zwar schön aussieht, aber dennoch oftmals auf Kriegsfeldern auftaucht. Denn es ist kein Zufall, dass John McCrae in Flandern Mohnfelder entdeckte. Denn Klatschmohn ist eine Pflanze, die - jahrelang im Boden - sich erst in einem größeren Stil Bahn bricht, wenn die Bodenökologie gestört ist, was aufgrund von Krieg häufig der Fall ist: Erschütterungen, Baueingriffe und die chemischen Abfallprodukte von Detonationen zerstören große Teile der Vegetation. Dies bot bereits zu napoleonischen Zeiten dem Mohn die Chance zu keimen und sich durchzusetzen.

Blood Swept Land and Seas of Red

Blood Swept Land and Seas of Red, Tower of London. Photo: POA(Phot) Mez Merrill/MOD [see page for license], via Wikimedia Commons
In diesem Jahr hat die Mohnblume noch durch eine Kunstinstallation anlässlich des 100. Jahrestags des Ausbruchs des 1. Weltkrieges über die Commonwealth Staaten hinaus als Kriegstotensymbol Bekanntheit gefunden. Unter dem Titel Blood Swept Land and Seas of Red. In den Wochen bis zum diesjährigen Remembrance Day wurden insgesamt 888.246 Keramikmohnplanzen rund um den Tower of London in die Erde gesetzt.

Dieser Beitrag soll nun mit dem gesamten Gedicht, welches ich eingangs zitiert habe, schließen:




In Flanders fields the poppies blow
Between the crosses, row on row,
That mark our place; and in the sky
The larks, still bravely singing, fly
Scarce heard amid the guns below.

We are the Dead. Short days ago
We lived, felt dawn, saw sunset glow,
Loved and were loved, and now we lie
In Flanders fields.

Take up our quarrel with the foe:
To you from failing hands we throw
The torch; be yours to hold it high.
If ye break faith with us who die
We shall not sleep, though poppies grow
In Flanders fields.

Dienstag, 1. Juli 2014

London: Vorbild für Kontinuität und Wandel





In einer berühmten Rede am 18. Juni 1940 erklärte der damalige britische Premierminister Winston Churchill: 
I expect that the Battle of Britain is about to begin. Upon this battle depends the survival of Christian civilisation. Upon it depends our own British life, and the long continuity of our institutions and our Empire. 
Er sagte dies vor dem House of Commons, als Frankreich darniederlag und Hitler nun begann Großbritannien zu unterwerfen. Dass dies nicht gelang, soll hier nicht Thema sein. Winston Churchill betont in dieser Rede die Kontinuität der britischen Institutionen. Sicherlich betonte er diese Kontinuität auch im Hinblick auf den Kriegsgegner Deutschland. Churchill sieht im Gegensatz zur deutschen Geschichte die britischen Institutionen. Die Monarchie und auch das bikamerale Parlament haben Epochen und Krisen überstanden. Viele Gebäude, Plätze und Infrastruktureinrichtungen in London führen einem diese Kontinuität lebhaft vor Augen.

Jedoch haben weder das Vereinigte Königreich noch London versäumt sich zu entwickeln. So gab es viele Menschen, die mit ihren Ideen auf den Grundlagen des vorhandenen neues geschaffen haben. Die Idee, mit einer U-Bahn die verschiedenen Kopfbahnhöfe der Stadt zu verbinden, war ebenso visionär (und auch umstritten) wie der Bau von U-Bahnlinien ins Umland der damaligen Stadt, welche sich später als Wachstumsmotor für die Ausdehnung Londons herausstellen sollten. Diese Infrastrukturmaßnahme war nur ein Grund dafür, dass London zu einem wirtschaftlichen Zentrum des 20. Jahrhunderts heranwachsen konnte. 

Zudem kommt die Fähigkeit, sich neu zu erfinden. Ein Beispiel sind die Docklands, deren sich weithin erstreckendes Areal nach dem Niedergang ab der 60er Jahre brach lag. Sie wurden ab den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts planvoll entwickelt. Herausgesprungen sind unter anderem ein zweites Finanzdistrikt (Canary Wharf) und ein Innenstadtflughafen (London City Airport). Wohnungen und weitere Wirtschaftszweige darf in diesem Bereich auch nicht unterschlagen.



Letztlich schafft es London aber weiterhin etwas altes und traditionelles auszustrahlen. Dies ist nicht zuletzt im britischen Parlament und an dessen Gepflogenheiten erkennbar. Doch dazu werde ich ein anderes mal bloggen.

Und noch ein London-Blog - wozu denn?

Und noch ein London-Blog - wozu denn? Genau diese Frage wird sich der Leser dieses neuen Blogs nun stellen. Sicherlich auch mit vollster Berechtigung.

Was ich erreichen will? Ich will meine Gedanken über London ebenso unter die Leute bringen, wie ich Erlebnisse und Erfahrungen aus dieser Stadt, die in meinen - zugegebenermaßen kurzen - Aufenthalten fußen. Mein Interesse an Politik, Fußball, Infrastruktur und Bildung wird sich sicherlich in ausgeprägtem Maß in diesem Blog finden lassen. 

London ist einfach eine faszinierende Stadt.
Eine Stadt mit vielen Facetten.
Eine pulsierende Stadt.
Eine arme und eine reiche Stadt.
Eine Stadt mit unterschiedlichsten Kulturen.
Eine Stadt, die Vergangenheit und Moderne gekonnt verbindet.
Eine Stadt mit viel Grün.
Eine Stadt mit viel Sport und Unterhaltung.
Eine polyglotte Stadt.
Eine visionäre Stadt.
Eine mutige Stadt.

Das sind sicherlich einige Gründe, weswegen ich mich dort so gerne aufhalte - auch jenseits von Fußballspielen. 

Als kleinen Gag habe ich in der rechten Navigation das Bahnnetz sowie den Störungsmelder der Londoner U-Bahn (mit Overground und DLR) eingefügt.

Mit einer kleinen Reihe "Stay or nay" werde ich Hotels und Hostels bewerten, die ich bislang besucht habe. Langfristig plane ich auch eine Info-Seite über die Möglichkeiten, in die Stadt zu kommen. Dies wird aber noch etwas dauern - auch London wurde nicht an einem Tag erbaut.